Apate oder das Höhlengleichnis

Wörter: Smartphone, Fernbedienung, Spülmittel, Kalium, VW-Golf

 

 

Göttervater Zeus schaute verzweifelt auf die Fernbedienung in seiner Hand, was war bloß mit diesem blöden Ding los, es wollte und wollte nicht funktionieren. Noch einmal richtete er sie auf den DVD-Player aber es geschah nichts. In seiner Verzweiflung schüttelte er sie ein paarmal kräftig und schlug sie einige Male auf die Armlehne seines Thrones, um sich gleich darauf umzublicken, ob es auch niemand gesehen hatte. Was hatte er immer zu Hera seiner Göttergattin gesagt. „Schütteln hilft da auch nichts meine Liebe“. Tat es auch in diesem Fall nicht, musste der oberste Götterchef im Olymp entnervt feststellen. Noch bevor er zu weiteren Maßnahmen/Überlegungen greifen konnte, eine davon hatte etwas mit einem Fernbedienungsweitwurfwettbewerb zu tun, kam hektisch und aufgeregt mit den Armen fuchtelnd Hermes, der leitende Götterbote, herein und unterbrach diese Überlegungen mit dem Satz: „Mein großer göttlicher Herrscher Zeus“ (Hermes übertrieb es immer etwas mit seinen Ergebensheitsbekundungen) „ihr müsst Euch unbedingt sofort ansehen, was diese Menschen wieder vorhaben. Zeus schaute jetzt wütend, er war es nicht gewohnt, dass man ihm Befehle erteilte, den Ärger über die kaputte Fernbedienung hatte er darüber allerdings vergessen. Hermes, bemerkte seinen Fehltritt, verbeugte sich hastig und setzte sich zu Füßen des Thrones, auf dem der Göttervater saß, auf ein Kissen und begann zu erzählen:

„Stellt Euch nur vor, wisst ihr noch, ach natürlich wisst ihr es noch, ich vergaß, entschuldigt bitte ich bin sehr aufgeregt und durcheinander wegen dieser Sache. Langsam verlor Zeus die Geduld, erst sein DVD-Player und nun auch noch sein Bote, die keinen vernünftigen Ton herausbringen konnten. Trotzdem versuchte er ruhig zu bleiben und deutete Hebe, sie war der Mundschenk der Götter, sie solle Hermes erst einmal etwas Kühles und Beruhigendes zu trinken bringen. Nachdem dieser einen Becher mit Nektar getrunken hatte versuchte er einigermaßen geordnet fortzufahren.

„ Großer Gott und geliebter oberster und gütiger Herrscher des ….Zeus trommelte hörbar mit seinen Fingern auf die Armlehne seines Thrones…. Ähem, Hermes räusperte sich …er wusste nur zu gut, dass man dem obersten Dienstherrn schlechte Nachrichten am besten gaaaanz vorsichtig und in kleinen Häppchen beibrachte, damit er sie besser verdauen konnte und nicht in seiner ersten Wut etwas tat, dass ihm hinterher zwar leid tat, für den Betreffenden allerdings dann zu spät kam. Andererseits war sein Geduldsfaden auch ziemlich kurz, um nicht zu sagen, er hatte gar keinen…

Also, begann Hermes seine Geschichte. „Es sieht wohl so aus, also es ist noch nichts völlig sicher, trotzdem habe ich gehört als ich so meinen Erkundungsflug durch die Gemeinde machte, dass…, er stand auf um herumzugehen und seine Gedanken zu ordnen , wie gesagt in trockenen Tüchern ist da noch gar nichts, ich meine… kann sich alles noch ändern…tja hahaha ihr wisst ja selber wie wankelmütig und ….“ „Halt jetzt endlich Deine Klappe und sage mir was los ist oder ich zerquetsche Dich wie eine Pflaume. Zeus hatte sich von seinem erhöhten Thron aus auf Hermes gestürzt und ihn in den Schwitzkasten genommen. Die Sterblifen  sin`auf dem Weg zu umf, presste dieser mit letzter Luft hervor. Zeus ließ ihn rückartig los, so dass er hart auf den Boden knallte. Drohend beugte er sich über ihn und mit zusammengepressten Zähnen knurrte er, die Hand am Hemdkragen, mit der er jederzeit und mit einer einzigen Bewegung den Kehlkopf des Hermes hätte eindrücken können, „Was hast Du gesagt“ hervor. „Die Menschen sind auf dem Weg zu uns“ wiederholte der Götterbote zitternd seine Worte.

Zeus ließ ihn los, diesmal etwas sanfter als vorhin, stand auf drehte sich um. Für einen kurzen Moment schien die Zeit stehen zu bleiben und alle warteten gespannt und ängstlich wie er reagieren würde. „Holt mir mein Smartphone“ Zeus Stimme klang ruhig und gefasst. Was nicht unbedingt ein gutes Zeichen sein musste. Die Diener liefen sofort aufgeregt in alle Ecken, guckten in jede Schublade unter jeden Teppich und hinter jede Gardine. Die Götter, und insbesondere Zeus, waren nicht die ordentlichsten und legten ihre Sachen mal hier- und mal dorthin , so dass die Bediensteten ständig auf der Suche danach waren. Endlich hatte einer das göttliche Smartphone gefunden und reichte es dem obersten Gott der Griechen. Dieser stand immer noch reglos da wandte allen den Rücken zu und sagte kein Wort. Langsam, fast schlurfend setzte er sich in Bewegung und nahm wieder auf seinen Thron Platz. Nachdem er noch einmal tief durchgeatmet hatte, hob er sein Telefon nach oben vor sein Gesicht, wischte und tippte mit dem Zeigefinger ein paarmal darüber und schaute dann hinein. Für einen kurzen Moment wurde er kreidebleich und seine Augen weiteten sich vor Schreck. Als er sich wieder ein bisschen beruhigt hatte befahl er dem Diener der in seiner Nähe stand mit klarer, fester Stimme. „ Ruft auf der Stelle meinen Kronrat zusammen, sie sollen in 15 Minuten hier im Thronsaal sein und lasst keine Ausreden gelten, sagt ihnen wer nicht erscheint bekommt meinen ganzen Zorn zu spüren.

Eine Viertelstunde später hatten sich alle gerufenen Götter tatsächlich im großen Thronsaal vor Zeus versammelt, Hera seine Gattin und oberste Herrscherin saß neben ihm auf dem Thron.

Dem Kronrat gehörten an: Ares, Gott des Krieges, Hades Gott der Unterwelt, wie immer in Begleitung seines mehrköpfigen Höllenhundes Kerberos, Poseidon, Gott des Meeres, Apate, Göttin der Illusion und Täuschung, Nyx, die Göttin der Finsternis und der Nacht, Apollon, Gott der Künste aber auch der Gott der Bogenschützen, Briareos, ein Gigant mit 50 Köpfen und 100 Armen, der meistens zu spät kam, weil er sich nie für Hut und Handschuhe entscheiden konnte, Atropos, die älteste der Schicksalsgöttinnen, ihre Aufgabe war es den Lebensfaden der Sterblichen zu durchtrennen, Herakles der Orakel- und Heilgott, Hypnos, Gott des Schlafes, Bruder des Todes und Vater der Träume und zu guter Letzt Hermes, zuständig für Magie und Alchemie, der Reisenden und oberster Götterbote.  

Zeus hielt sich nicht mit langen Vorreden auf, sondern kam direkt zum Kern der Sache.

„Ich habe heute Morgen von meinem Boten Hermes eine erschreckende Nachricht erhalten aber bevor ich lange erkläre, seht bitte selbst, die Bilder sprechen für sich“. Er machte eine kleine Handbewegung, daraufhin löschte ein Diener das Licht und ein anderer startete den Beamer. Die Götter und Halbgötter schauten gebannt auf die riesige Leinwand die am anderen Ende des Thronsaales hing. Alles waren gespannt was sie zu sehen kriegen würden.

Zuerst sah man nur Hermes der sich aufgeregt um sich selber drehte, hektisch mit den Armen fuchtelnd in eine Richtung zu zeigen schien und dabei eine Menge Staub aufwirbelte. Die Götter und Halbgötter fingen an zu lachen, Hermes war peinlich berührt. Zeus bedeutete ihnen zu schweigen und dass taten sie. Als nächstes sahen sie die wunderschöne Landschaft rund um den Olymp, verschiedene Kräuter, Kiefern und Buchsbäume und einige Bergziegen, die sich an den steilen Gebirgshängen entlang hangelten.

 Poseidon gähnte, dafür hatte er jetzt den weiten Weg aus seinem Kristallpalast in den Tiefen des Meeres auf sich genommen und war in diese Hitze und diese Ödnis gekommen, was war bloß mit seinem Bruder Zeus los, hatte er eine Midlifecrisis? Doch plötzlich änderte sich das Bild in der leeren, öden und staubigen Landschaft erschienen auf einmal, ja die Götter konnten nicht glauben was sie da sahen, tatsächlich es waren …Menschen… Sterbliche, nicht einer oder zwei, wie früher schon mal, sondern Massen, sie kamen in Scharen, bunt gekleidet mit Hüten, Sonnenbrillen und allerlei Zeus… äh Zeug, das sie mit sich schleppten.

Nachdem Hermes seine Position beim Filmen gewechselt hatte und etwas höher geflogen war um einen Überblick zu gewinnen, sahen sie sogar das einige der Sterblichen mit dem Auto oder in Bussen angekommen waren, ausstiegen, sich reckten und streckten und sich dann mit Hut, Stock und Trinkflasche auf den Weg machten. Für einen kurzen Moment war das Smartphone Hermes aus der Hand gerutscht und er auf einen Knopf gekommen, so dass der Zoom angestellt wurde. Die Götter sahen im Großformat das Firmenzeichen eines VW Golf in voller Größe hier im Thronsaal des Zeus, sie alle erschraken und dem ein oder anderen entfuhr ein Hmmm, ihre Köpfe wichen leicht zurück, Apollon konnte sogar einen kleiner, spitzer Schrei nicht unterdrücken. Diesmal war es Hermes, der sich ein leises Kichern nicht verkneifen konnte, was für Memmen, dachte er innerlich grinsend.

So ging es noch eine ganze Zeit weiter, die Götter und Halbgötter sahen Menschenmassen auf ihren Berg strömen, mit Handys und Fotoapparaten um den Hals, laut und rücksichtslos durchstreiften sie die Gegend, versuchten die Berghänge zu erklimmen, als seien sie Gämse und brachen dabei Vorsprünge und Sträucher ab, nur um zu versuchen dort den wilden Frühlingsenzian zu erreichen. Sie pflügten die wilden Himbeeren und rissen dabei teilweise die Äste mit ab, brachen die Glockenblumen und die Schwertlilie, nur um kurz daran zu riechen und sie dann achtlos auf den Weg zu werfen. Sie breiteten ihre Picknickdecken auf den wilden Wiesen aus, zertrampelten dabei die Blumen und Gräser und ließen schließlich ihren ganzen Müll achtlos liegen, stiegen wieder in ihre Autos oder Busse und fuhren ab. Es war eine reine Katastrophe, die Götter waren entsetzt.

Als der Film zu Ende war saßen sie alle noch eine ganze Weile stumm auf ihren Stühlen und starrten ins Leere. Ares, der Kriegsgott fand als erster seine Sprache wieder. „Vater, wir müssen ihnen eine  Lehre erteilen, ich werde sie mit meiner Armee vernichten und sie in einem Blutbad ertränken, mein Geier wird ihnen die Augen auspicken und meine Söhne Phobos und Deimos werden an meiner Seite sein.

„Mein Höllenhund Kerberos wird ihnen die Kehlen aufreißen und ich werde sie allesamt in die Unterwelt verschleppen um sie dort im ewigen Feuer brennen zu lassen“ schrie Hades und Kerberos knurrte furchterregend dazu. Briareos, der Gigant mit den 50 Köpfen und 100 Armen wollte sich die Eindringlinge einen nach dem anderen schnappen und ihnen die Arme und Beine ausreißen und sie anschließend genüsslich verspeisen. Herakles der Heil- und Orakelgott wollte einen bösen Zauber über die Menschen bringen, Nyx die ewige Finsternis, Apollon stand mit seinen Bogenschützen bereit und Atropos wollte den Lebensfaden gleich direkt durchtrennen. Hermes, der u.a. auch für Chemie und Alchemie zuständige Gott, schrie er würde ein Gebräu aus Kaliumiodid und Spülmittel zusammenbrauen, er nannte es Elefantenzahnpasta und die Menschen damit überschütten und sie so ersticken.

„Warum ist Dir das nicht schon heute vormittag eingefallen.“ „Statt sie zu filmen hättest Du sie gleich alle einseifen sollen, dann hätten wir diese Probleme jetzt gar nicht.“ „Du bist doch sowie an allem Schuld.“ „Als Gott der Reisenden hättest Du diese Dinge doch vorausahnen müssen und die Menschen gar nicht erst beschützen und zu uns einladen dürfen“, rief Artemis zornig.

So entstand ein wildes Geschrei und es herrschte helle Aufregung, jeder der Götter und Halbgötter wollte den anderen übertreffen in seinen grausamsten und widerwärtigsten Handlungen gegen die Menschen. Als alle sich gerade so richtig schön in Rage geredet hatten, sich gegenseitig anschrien und sich fast selbst schon in die Haare bekamen stand Apate, die Personifizierung der Täuschung und Verblendung langsam auf, sagte allerdings kein Wort. Bisher war es niemandem aufgefallen, dass sie sich die ganze Zeit nicht an der Diskussion beteiligt hatte. Nun stand sie still, mit geschlossenen Augen und ruhigem Atem zwischen den sich streitenden und aufeinander einschlagenden Göttern da und schwieg. Zunächst schienen es die anderen nicht zu bemerken, dass sich etwas verändert hatte, sie waren viel zu sehr mit ihren Streitigkeiten, Schuldzuweisungen und Schlachtplänen beschäftigt. Doch nach und nach bemerkten sie die stehende und schweigende Apate und wurden selber auch stiller und stiller, bis schließlich niemand mehr etwas sagte und jeder wieder auf seinem Platz saß. Da öffnete die Tochter des Zeus die Augen und ergriff das Wort und alle hörten ihr zu.

„Ich bin Apate, begann sie: ihr kennt mich gut und ich Euch.“ „Ich habe Euch allen jetzt lange zugehört wie wir die Menschen am besten und grausamsten töten können.“ „Ich bin allerdings, anders als ihr, der festen Überzeugung, dass das der falsche Weg ist um wieder in Frieden leben zu können, da Tod und Krieg nur weiteres davon schafft und keinen Frieden, auch nicht für uns.“

„Ihr werdet vielleicht verwundert sein, aber ich beschäftige mich schon eine ganze Weile mit diesen Gedanken und lese gerade dazu ein sehr interessantes Buch des Philosophen Platon in dem er eine wunderbare Geschichte erzählt, die er das Höhlengleichnis nennt.“ „Darin geht es um Illusion und Täuschung und den möglichen Weg der Befreiung daraus.“ Ares unterbrach sie. „Du weißt, liebe Schwester, wie sehr ich Dich und Deine Meinung und Künste schätze, wir haben oft zusammen gegen unsere Gegner gekämpft aber ich sehe wirklich nicht, wie uns diese Geschichte hier weiterhelfen kann.“ Apate blieb ruhig und lächelte Ares freundlich an. „Du wirst es gleich verstehen, lieber Bruder“, entgegnete sie sanft.

„Gut lasst sie weitersprechen, aber bitte Apate komm zum Kern Deiner Geschichte, wir verlieren hier sonst nur wertvolle Zeit“, mischte sich nun Zeus in das Gespräch ein. „Das werde ich lieber Vater.“ „Also wie gesagt, es geht um Illusion und Täuschung in dieser Geschichte, wie ihr wist meine Fachgebiete.“ „In dem Höhlengleichnis allerdings auf eine andere Weise, nämlich zum Guten für die Menschen, obwohl sie es nicht wissen und zuerst nicht verstehen werden“ fuhr sie fort. „Ihr müsst Euch das Bewusstsein der Sterblichen verstellen wie eine höhlenartige Wohnung, deshalb auch Höhlengleichnis.“

„Am Anfang sitzen die Menschen in einer Höhle, sie sind an Hals und Schenkeln so gefesselt, dass sie nur in eine Richtung blicken können, nämlich zu einer Wand.“ „Diese Wand ist beleuchtet durch ein Feuer, das hinter den Menschen brennt.“ „Zwischen ihnen und dem Feuer werden Gegenstände hin und her getragen, diese werfen Schatten an die Wand vor den Gefesselten, die nie im Leben etwas anderes gesehen haben und deshalb glauben, dass diese Schatten Realität sind.“

Zeus, Ares und die anderen Götter und Halbgötter begannen unruhig auf ihren Stühlen hin und her zu rutschen. Kerberos knurrte böse. Apate fuhr ungerührt fort. „Eines Tages gelingt es einem der Menschen sich aus der Höhle zu befreien und sie gelangt nach oben ins Licht.“ „Zuerst kann sie überhaupt nichts sehen, weil sie von der gleißenden Sonne geblendet wird.“ „Doch nach und nach gewöhnen sich ihre Augen daran und sie erkennt, dass es bisher nur die Schatten der Gegenstände und Situationen waren die sie in der Höhle sehen konnte. Ihr wird klar, dass dieser Glaube sie alle schwach und klein gehalten hat. Doch nun kann sie die Dinge wahrnehmen, wie sie wirklich sind.“ „Nachdem ihr dies bewusst geworden ist denkt die Befreite sofort an ihre Freunde und Familie in der dunklen Höhle die immer noch die Schatten für wahr halten und geht wieder hinab um es ihnen zu sagen.“

Apate schwieg. Herakles war ganz aufgeregt, „wie geht denn die Geschichte nun weiter?“ „Ist sie wirklich zurückgegangen und wie haben die anderen Sterblichen darauf reagiert?“ „Das weiß ich noch nicht, ich habe bisher nur bis zu dieser Stelle gelesen“, entgegnete Apate weise. „Es ist für unser Problem auch nicht wichtig, denn dieser Ausschnitt zeigt uns alles was wir wissen müssen um es zu lösen.“ Hades brummte, „hab ich doch schon vor ne`r halben Stunde gesagt, wir sperren sie einfach bei mir unten in die Höhle des ewigen Feuers und fertig, was für eine Zeitverschwendung.“

Apate lächelte: „Nein Hades Du hast nicht ganz verstanden was ich meinte.“ Zeus räusperte sich…(räuspern), „meine liebe Tochter“, begann er, „wenn ich dich richtig verstehe glaubst Du“… er stockte… „ja was glaubst Du denn nun eigentlich?“ Es entstand eine große Unruhe. Die Götter und Halbgötter redeten wild durcheinander und waren schon wieder kurz davor sich in die Haare zu geraten. Plötzlich stand Hera die oberste Göttin auf. Alle verstummten sofort. Sie lächelte Apate an und sagte: „Mich erinnert diese Geschichte an eine Situation in der du mir mal mit einem Gürtel geholfen hast, der es mir ermöglichte den Willen meines Gegenüber zu beeinflussen.“ „Meinst Du das?“ „Oh ja, noch eine Geschichte“, rief Hermes begeistert und bereute es sofort, denn der Blick mit dem Hera ihn bedachte bedeutete nichts Gutes.

„So in der Art, große Göttin“, Apate verneigte sich leicht. „Mein Vorschlag ist, dass wir die Sterblichen ihre Macht erkennen lassen.“ Die Götter und auch die Halbgötter zogen laut hörbar Luft durch die Zähne. Apate sprach schnell weiter. „Ich meinte damit, dass sie erkennen, dass es von ihnen abhängt, ob unsere wunderschöne Landschaft und unser Berg so erhalten bleiben, wie sie jetzt sind.“ „Und dass sie sie dafür ein Stück weit sich selber – und damit uns – fügte sie beruhigend hinzu überlassen müssen und dies auch gerne tun, weil sie den Nutzen auch für sich sehen.“ „Die meisten Menschen glauben, dass sie alleine nichts für den Erhalt und den Schutz der Umwelt und der Natur tun können, weil sie sich zu klein und unbedeutend fühlen.“ „Wenn sie aber ihre wahre Macht, so wie im Höhlengleichnis beschrieben, erkennen würden, dann wüssten sie, dass jeder einzelnen sehr viel dafür tun kann.“ „Sogar noch mehr, er kann durch sein Bewusstsein die anderen Menschen davon überzeugen, dass auch sie etwas dazu beitragen können und das sie gemeinsam alles erreichen können, was sie sich vornehmen.“ „Sie würden unseren Berg schützen und ihn und die Flora und Fauna gut behandeln, weil sie wüssten und erkennen würden, dass jeder einzelne von ihnen einen Unterschied macht.“ Apate schwieg und blickte in die Runde.

Die anderen Unsterblichen schauten erst sie und dann die anderen an. Einige nickten sofort zustimmend, andere wiegten den Kopf hin und her, weil sie noch nicht so recht wussten, wie das vonstatten gehen sollte. Am Ende einigten sie sich darauf, dass Apate und Hypnos, der Gott des Schlafes und des Traumes es versuchen sollten. Sie in den Höllenschlund zu Kerberos und Hades bringen oder ihnen den Lebensfaden abschneiden konnten sie, falls es nicht funktionieren sollte, ja immer noch machen. So erhielten die  beiden die Erlaubnis von Zeus den Menschen noch eine Chance zu geben und zogen los.

Jetzt fragt ihr Euch sicherlich wie die Geschichte am Ende ausgegangen ist. Tja, ehrlich gesagt sie ist noch nicht zu Ende. Wir Menschen haben von den Göttern eine Chance bekommen und die ersten Ergebnisse sind ganz vielversprechend. Das Experiment allerdings läuft noch weltweit. Wir haben es alle in der Hand wie es endet.